How to Hitchhike

Mitgenommen werden

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Wenn du einen Spot gefunden hast, wird es Zeit, eine Mitfahrgelegenheit zu ergattern. Zieh deinen Rucksack aus – du siehst dann erstens nicht so sperrig aus, zweitens musst du sehr wahrscheinlich eine ganze Weile warten. Leg dein Zeug in der Nähe ab, irgendwo, wo es nicht im Weg ist, wenn jemand anhält. Manche Tramper legen ihr Gepäck so hin, dass man es gut sieht – die Fahre*innen wissen dann, dass sie auf Reisen sind und wahrscheinlich gute Geschichten zu erzählen haben.

Jetzt kann es losgehen. In der westlichen Welt ist das Symbol fürs Trampen universell: Strecke den Arm aus und mache ein „Daumen hoch“ Zeichen. Versuche, Blickkontakt mit den Fahrer*innen herzustellen, wenn sie näherkommen, freundlich lächeln und winken. Versuche, auszusehen, als hättest du so viel Spaß, wie man nur haben kann, wenn man an einer Straße herumsteht.

Wenn du woanders unterwegs bist, informiere dich unbedingt über Sitten und vor allem Handzeichen! „Daumen hoch“ zum Beispiel bedeutet in manchen Kulturen „Arschloch“.

Annehmen oder Ablehnen

Wenn jemand anhält, nimm deinen Rucksack und lauf zum Fenster. Stelle Blickkontakt zur Fahrerin oder zum Fahrer her, lächle und sage „Hallo, vielen Dank fürs Anhalten! Wohin fährst du?“

Höre genau zu, wenn sie antworten und bilde dir währenddessen ein Urteil über das Fahrzeug und die Insassen. Wenn du die Mitfahrgelegenheit annehmen möchtest, bedanke dich und steig so schnell wie möglich ein. Wenn nicht, sag so etwas wie: „Danke, aber ich hoffe, dass noch jemand kommt, der mich ein bisschen weiter mitnehmen kann“, oder: „Das ist leider nicht meine Strecke“ und entferne dich vom Auto.

Wenn du nicht mitfahren möchtest, weil du dich mit der Person im Auto nicht wohlfühlst, du ihr aber schon gesagt hast, wo du hinwillst und deshalb nicht mehr behaupten kannst, dass sie nicht in die richtige Richtung fahren, kannst du immer noch halbwegs höflich ablehnen, indem du sagst: „Tut mir Leid, aber meine Eltern/meine Partnerin/mein Partner hat mich gebeten, nur mit Pärchen/Frauen etc. zu fahren.“

Ruf dir ins Gedächtnis, dass du niemandem etwas schuldest, nur weil er oder sie angehalten hat! Du brauchst keine ausgeklügelte Ausrede, um eine Mitfahrgelegenheit abzulehnen. Normalerweise reicht es völlig aus, wenn du dich bedankst und vom Fahrzeug entfernst.

Das Schild

Manche Tramper finden, dass man auf jeden Fall ein Schild braucht, andere finden es total unnötig. Wenn du den Autofahrer*innen genau mitteilst, wo du hinwillst, erhöhst du definitiv deine Chancen, eine Mitfahrgelegenheit dorthin zu bekommen – aber du verpasst die vielen Angebote, die dich zwar nicht direkt dorthin bringen, aber trotzdem nützlich gewesen wären. Es ist immer gut, ein Stück Pappe dabeizuhaben, damit du ein Schild schreiben kannst, wenn du willst.

Ein Schild ist dort am besten geeignet, wo es auch viel Verkehr gibt, der in eine komplett andere Richtung fließt, zum Beispiel an einem Kreisel oder an einer Kreuzung, die auf die Straße führt, zu der du möchtest. An diesen Stellen sorgt ein Schild dafür, dass Menschen, die woanders hinfahren, nicht unnötig anhalten.

Für dein Schild brauchst du nur einen dicken schwarzen Stift und ein Stück Pappe. Du solltest groß und fett schreiben. Als Test solltest du dein Schild mit Abstand betrachten und prüfen, ob es gut lesbar ist. Was genau du schreibst bleibt dir überlassen, aber es sollte so kurz wie möglich sein. Der Name der Stadt, wo du am Ende hinwillst, ist eine gute Wahl, oder die nächste große Straße, die du nehmen möchtest. Wenn es eine Art Spitznamen für die Stadt gibt, erhöhst du deine Chancen, wenn du den aufschreibst. Nimm wenn möglich die Landessprache.

Auf längeren Reisen nehme ich normalerweise ein großes Stück Pappe mit und falte es in Hälften oder Drittel. Ich habe dann vier oder sechs Flächen, auf die ich schreiben kann und kann verschiedene Techniken verwenden und leicht auf Planänderungen reagieren.

Andere Requisiten

Manchmal nehmen Tramper andere Requisiten mit, und es gibt ziemlich viel Aberglaube darüber, was deine Chancen, mitgenommen zu werden, erhöht oder verringert. Die Flagge deines Heimatlandes zum Beispiel erhöht die Chance, von Menschen mitgenommen zu werden, die aus demselben Land kommen oder zumindest deine Sprache sprechen. Instrumente oder Sportausrüstung zeigt potentielle Gemeinsamkeiten auf, aufgrund derer dich jemand vielleicht lieber mitnimmt. Zylinder, Perücken oder andere Kostüme lassen dich vielleicht interessanter aussehen. Es gibt auch Geschichten über Tramper, die unnötig schwere oder sperrige Gegenstände mit sich herumtragen… als kleine sadistische Herausforderung. Zum Beispiel den Kerl, der mit einem Kühlschrank durch Irland getrampt ist Ob diese Requisiten nun funktionieren oder nicht musst du selbst entscheiden. Ich persönlich habe lieber weniger zu tragen.

Ausgangspunkte teilen

Wenn du vom selben Ort aus trampst wie andere, haltet Abstand voneinander, damit die Autofahrer*innen nicht denken, ihr seid eine Gruppe. Am besten ist es, wenn zu einem gegebenen Zeitpunkt nur eine Partei von einem Spot aus trampt und die anderen am Rand warten, bis die erste Gruppe eine Mitfahrgelegenheit gefunden hat. Es spricht natürlich nichts dagegen, die Person, die anhält, zu fragen, ob sie etwas dagegen hat, auch dem netten Kerl mit dem Sonnenbrand zu helfen, der da drüben sitzt. Manche würden sogar sagen das gehört zum guten Ton.

Passende Kleidung

Wie du dich den Autofahrer*innen gegenüber präsentierst, kann Einfluss darauf haben, wer dich mitnimmt. Es lohnt sich wahrscheinlich nicht, dein Erscheinungsbild komplett zu verändern – Trampen ist kein Vorstellungsgespräch – aber zu versuchen, gepflegt und freundlich auszusehen, sorgt in der Regel dafür, dass mehr Leute anhalten.

Es ist wahrscheinlich keine besonders gute Idee, eine Sonnenbrille zu tragen, oder Hüte, Mützen und Schals, die dein Gesicht verdecken. Es kann helfen, eher konservativ gekleidet zu sein, wenn man nicht angemacht werden möchte. Helle Farben verbessern die Sichtbarkeit. Es kann gut sein, dass du über den Tag in verschiedene Wetterlagen gerätst.

Letzten Endes wirst du wahrscheinlich irgendwann mitgenommen, egal wie du angezogen bist. Ein bisschen auf dein Äußeres zu achten reduziert allerdings die Wartezeit.

Handzeichen von Autofahrer*innen

Manchmal gibt jemand dir ein Handzeichen geben. In den meisten Fällen bedeutet das, dass sie dich nicht mitnehmen werden, aber es macht trotzdem Sinn, zu wissen, was sei dir sagen möchten.

Kreisender, nach oben gerichteter Zeigefinger

Dieses Fahrzeug kehrt bald um und fährt daher nicht in deine Richtung

Nach rechts oder links zeigen

Dieses Fahrzeug ist fast am Ziel oder biegt bald ab und fährt daher nicht in deine Richtung

Erhobene Hände, Handflächen nach außen

Diese Person würde dich gerne mitnehmen, kann aber aus irgendeinem Grund nicht – wahrscheinlich, weil nicht genug Platz im Auto ist

Daumen hoch/Peace-Zeichen

Diese Person findet es gut, wie du unterwegs bist, aber nicht gut genug, um dich auch mitzunehmen

Mittelfinger/andere obszöne Gesten

Dieser Person fehlt es an sozialen Fertigkeiten. Sie gibt zu, dass es keinen Spaß machen würde, bei ihr im Auto zu sitzen und nimmt dich deshalb nicht mit, wünscht dir aber Glück fürs nächste Mal.

Nutze diese Gesten, um herauszufinden, wie gut dein Ausgangspunkt ist. Wenn viele abbiegen oder umdrehen, ist die Straße wahrscheinlich einfach nicht besonders gut geeignet für deine Richtung. Gehe wenn möglich einfach weiter. Wenn viele dich mitnehmen möchten, aber nicht können, hast du wahrscheinlich einfach nur Pech an einem guten Spot, und es lohnt sich, zu bleiben.

Geeignete Orte abseits der Straße

Die Straße ist nicht der einzige Ort, an dem du trampen kannst. Du könntest auch an Busbahnhöfen Erfolg haben (Frage, ob du umsonst mitfahren kannst), Abholspuren an Flughäfen, Tankstellen oder einfach, indem du mit Leuten redest.

Wenn du zum Beispiel an einer Tankstelle wartest, hast du zwei Möglichkeiten:

Warte mit einem Schild an der Ausfahrt

Sprich Menschen direkt an.

Es kann gut funktionieren, beides gleichzeitig zu versuchen, wenn du nicht alleine unterwegs bist. Versucht, in Sichtweite voneinander zu bleiben, damit ihr keine Gelegenheiten verpasst, wenn jemand an der Ausfahrt zwar anhält, aber nicht warten möchte. Sei darauf vorbereitet, dass die meisten Leute ablehnen werden, wenn du sie fragst, ob du mitfahren kannst. Der Trick ist, so viele Menschen wie möglich zu fragen und so freundlich wie möglich zu sein. Scheue dich nicht davor, Menschen anzusprechen, die im Auto sitzen. Manchmal sieht dich sogar jemand, wie du andere fragst, und kommt dann zu dir, um dir eine Mitfahrgelegenheit anzubieten.

Außerdem werden viele Leute dich ansprechen, wenn du einfach nur irgendwo den Tag genießt – sie sehen deinen großen Rucksack und deine weltoffene Einstellung und fangen ein Gespräch mit dir an. Es passiert recht häufig, dass diese zufälligen Gespräche spontan eine Mitfahrgelegenheit zur Folge haben, erzähle den Leuten also ruhig von deinen Erfahrungen, und was du ungefähr vorhast, wo du als nächstes hinwillst.

Wie immer, bilde dir ein Urteil über die Menschen und, falls du vorhast, draußen zu übernachten, sage niemandem, wo.

Ungefragte Geschenke

In Ländern, in denen es üblich ist, zu betteln, werden manche Fahrer*innen wahrscheinlich denken, dass es das ist, was du tust. Sie stecken dir dann Geld, Essen oder andere Geschenke zu.

Meiner Meinung nach sind solche Geschenke, wenn jemand sie ungefragt gibt, einfach nur extrem nett, und es wäre sehr unhöflich, sie zurückzuweisen und der Person ihre Großzügigkeit zu verwehren. Freundlichkeit und Großzügigkeit gegenüber Fremden sollte man auf dieser Welt unterstützen, wo man nur kann. Was du mit den Geschenken machst, bleibt dir überlassen. Wenn es etwas Essbares ist und du Hunger hast, kannst du es essen. Wenn du Geld bekommst und es nicht wirklich brauchst, möchtest du es vielleicht der nächsten Obdachlosen Person geben, die du siehst.

Motivation

An der Straße zu stehen und darauf zu warten, dass dich jemand mitnimmt, kann sehr anstrengend sein. Jedes Fahrzeug, das vorbeifährt, kann sich wie eine persönliche Zurückweisung anfühlen. Aber je unglücklicher du aussiehst, desto weniger Chancen hast du, mitgenommen zu werden. Dich bewusst dafür zu entscheiden, gut gelaunt und motiviert zu bleiben, wird deine Erfahrung um einiges verbessern.

Singen, Tanzen, Selbstgespräche, Deine Weltklasse Pantomime oder einfach ein gutes Gespräch mit den Menschen, mit denen du unterwegs bist, sind gute Möglichkeiten, motiviert zu bleiben und fröhlich auszusehen. Essen und Schlafen sind die Grundlagen deiner Motivation, wenn du also spürst, dass sie abnimmt, iss vielleicht was oder mache ein Nickerchen.

Denk immer daran: Es muss nur eine einzige Person beschließen, dich mitzunehmen. Du bekommst deine Mitfahrgelegenheit.

Wenn du gar nicht weiterkommst

Manchmal dauert es einfach länger, als du warten kannst, bis dich jemand mitnimmt. Wenn das passiert, kannst du versuchen, mit dem öffentlichen Nahverkehr zu trampen. Geh zur nächsten Bushaltestelle und frage, ob du umsonst mitfahren kannst. Du wirst überrascht sein, wie oft das funktioniert, vor allem, wenn du eine Frau bist. Züge sind natürlich auch eine Möglichkeit, aber es ist viel schwieriger, ums Bezahlen herumzukommen. Die Strafen fürs Schwarzfahren sind in der Regel sehr hoch.

Es ist kein Weltuntergang, wenn du für eine Bus- oder Zugfahrt bezahlst. Bis zur nächsten Stadt zu fahren reicht normalerweise aus, um wieder mehr Glück mit dem Trampen zu haben, und kurze Strecken sind selten sehr teuer. Behalte die Haltestellen im Auge und steige in der Nähe eines guten Ausgangspunktes aus, sonst verbringst du eventuell viel Zeit damit, dorthin zurückzutrampen, wo du hergekommen bist.


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Written by
Chris Drifte
Chris Drifte
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Translated by
Lena Kraus
Lena Kraus
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Lena is a writer, editor, and literary translator with connections to Germany, Cornwall and Norway. She lives by the North Sea in Scotland, where she is working on her first novel. She is the founder and Editor-in-Chief of Hillfire Press and the Managing Director of The Selkie. Her writing has been published in Riptide Journal, From Arthur’s Seat and in the Together Anthology. When she is not at her desk, she can usually be found paddling to the Bass Rock and back.