How to Hitchhike

Geschichten von der Straße: Kanada

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Qualicum Beach, Vancouver Island nach Tofino, Vancouver Island (165km)

Barne hatte seine Sachen in zwei Taschen aufgeteilt: Eine kleine Tasche, in der sich sein Geld, sein Pass und sein Handy befanden, und eine größere mit der Campingausrüstung, den Kleidern und allem Anderen. Diese Vorsichtsmaßnahme - die ja zuließ, dass er im Notfall die größere Tasche zurücklassen konnte, war das einzige Anzeichen dafür, dass ihm unsere Reise nicht ganz geheuer war.

Barne war ein 19-jähriger Deutscher mit einem wundervollen Bart und einer angenehm tiefen Stimme, den ich einige Wochen zuvor beim Volunteering auf einem Bauernhofprojekt in Qualicum Beach, Vancouver Island kennengelernt hatte. Er war zwar stark und gut für die harte körperliche Arbeit, die es dort zu tun gab, geeignet, hatte unsere Arbeitgeber allerdings nicht besonders gemocht. Als ich mich auf den Weg machte, beschloss er, mitzukommen.

So kam es, dass er jetzt mit mir auf seiner ersten Reise per Anhalter war.

Unser Ziel war Tofino, ein abgelegener Teil der Insel, der für seine wunderschönen Strände und unglaublichen Surfbedingungen bekannt ist. Die Fahrzeit dorthin beträgt nur zwei bis drei Stunden, also war ich mir sicher, dass wir es in einem Tag schaffen würden. Die Strecke war wirklich einfach, ein paar kurze Straßenabschnitte zwischen Dörfern, gefolgt von einer längeren Strecke, die direkt nach Tofino führt. Das Wetter war schön, sonnig und warm - perfekt für einen entspannten Tag an der Küste.

Gut gelaunt zeigte ich Barne unseren Ausgangspunkt: eine große Kreuzung, von der aus so gut wie der gesamte Verkehr in unsere Richtung floss. Wir streckten unsere Daumen aus. Nichts passierte. Wenn die Ampel grün war, wollten die Autofahrer nicht anhalten, wenn sie rot war, ignorierten sie uns einfach. Nach einer Stunde ohne Erfolg war es offensichtlich, dass Barne sich fragte, ob diese Sache mit dem Trampen überhaupt funktionierte.

„Lass uns einpacken und den Bus zum nächsten Ort nehmen“, sagte ich. Die Busse waren langsam und fuhren in unregelmäßigen Abständen, aber hier hatten wir jedenfalls kein Glück.

Im Bus suchte ich eine gute Stelle heraus, von der aus wir unser Abenteuer fortsetzen konnten. Glücklicherweise kreuzte die Busstrecke die Straße, die wir nach Tofino nehmen mussten - der Ausgangspunkt würde leicht zu erreichen sein. Nachdem ich 20 Minuten im Bus gesessen und Barne erklärt hatte, wie viel Glück wir damit hatten, fiel mir auf, dass wir unsere Haltestelle verpasst hatten. Barne seufzte.

Eine Stunde später waren wir endlich, wenn auch schweißgebadet, am richtigen Ort. Die Autos rauschten mit 120kmh an uns vorbei. Ein riesiges, knallrotes Schild teilte uns mit: Keine Fußgänger. Man konnte es nicht anders ausdrücken: Die Stelle, die auf der Karte so perfekt ausgesehen hatte, war in Wirklichkeit völlig ungeeignet zum Tampen. Ich warf einen Seitenblick auf Barne. Es war schon mitten am Nachmittag, und wir hatten noch nicht ein einziges Auto angehalten.

„Ich schreib ein Schild“, sagte ich.

Wir suchten uns einen neuen Ausgangspunkt an einer kleineren Straße, die zu der Straße, die wir eigentlich nehmen mussten, führte. Eine Weile lang fuhren die Autos an uns vorbei, ohne dass etwas passierte. Dann schwenkte ein blauer Toyota zu uns herüber und legte auf dem Kies neben der Straße ein abenteuerliches Bremsmanöver hin. Eine Frau mit langem, silbrig-weißem Haar saß am Steuer und grinste uns an.

„Normalerweise halte ich nur für Natives an.“, sagte sie, „Aber ihr seid wirklich komplett an der falschen Stelle.“

Als sie uns an einer besseren Stelle absetzte, warf Barne mir einen vielsagenden Blick zu.

„Naja, wir sind jedenfalls unterwegs.“, sagte ich. „Jetzt dauert es bestimmt nicht mehr lange.“

Als nächstes nahm uns ein Mann mit - und zwar zwei Kilometer die Straße entlang zur nächsten Tankstelle. Dann zwei alte Holzfäller, die uns Geschichten von den Mädchen erzählten, mit denen sie in den Wäldern, an denen wir vorbeifuhren, geschlafen hatten. Sie hatten Zeit, mehrere detailreiche Geschichten zum Besten zu geben, bevor sie uns an einem liquor store absetzten. Unglücklicherweise stand dort schon ein anderer Tramper. Während wir darauf warteten, dass ihn jemand mitnahm, saßen wir auf einer Bank vor dem Laden und unterhielten uns mit einem Amerikanischen Ureinwohner.

Wir führten eine relativ flache Unterhaltung über unsere besten Erlebnisse beim Feiern. „Wollt ihr ein Bier?“, fragte er immer wieder, und schien immer überraschter über unser „nein, danke!“. Nach einer Weile nahm jemand den anderen Tramper mit und wir waren an der Reihe. „Denkt immer daran“, sagte der Mann, als wir unsere Sachen zusammenpackten, „Jeder Tag, an dem ihr auf Mutter Erde wandelt, ist ein guter Tag.“

Und dann: „Schreibt lieber TUFF auf euer Schild, dann habt ihr bestimmt mehr Glück. So nennen wir Tofino hier.“

Als wir unsere Taschen am Straßenrand abstellten, wurde mir klar, wieso der andere Tramper so lange gebraucht hatte. Es war so gut wie kein Verkehr. Aber wenigstens waren wir nicht mehr in der Stadt. Hier könnten wir zur Not im Wald schlafen. Ich überlegte, wie ich Barne den Vorschlag, hier zu campen, schmackhaft machen konnte. Wir waren schon fast sieben Stunden unterwegs und hatten noch nicht einmal die Hälfte der Strecke geschafft. Das hier war wirklich nicht die Erfahrung, die ich ihm für sein Debut gewünscht hatte.

Endlich hielt ein schwarzer Kleinbus mit Surfbrettern auf dem Dach an, und wir fuhren zwei Stunden durch ein malerisches Gebirge im Abendlicht.

„Und, was hältst du vom Trampen?“, fragte ich Barne, als wir in Tofino ankamen.

„Eigentlich ganz gut“, sagte er, „aber ich weiß nicht, ob ich es nochmal mache.“

„Naja, wenigstens hast du es probiert.“, sagte ich.


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Written by
Chris Drifte
Chris Drifte
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Translated by
Lena Kraus
Lena Kraus
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Lena is a writer, editor, and literary translator with connections to Germany, Cornwall and Norway. She lives by the North Sea in Scotland, where she is working on her first novel. She is the founder and Editor-in-Chief of Hillfire Press and the Managing Director of The Selkie. Her writing has been published in Riptide Journal, From Arthur’s Seat and in the Together Anthology. When she is not at her desk, she can usually be found paddling to the Bass Rock and back.