How to Hitchhike

Reiseplanung

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Wie lange deine Reise dauert, kommt darauf an, wie viel Zeit du damit verbringst, zu deinen Ausgangspunkten zu laufen, wie schnell dich jemand mitnimmt, wie oft du umsteigen musst, und wie indirekt die Route letztendlich wird. Deshalb nimmt trampen natürlich viel mehr Zeit in Anspruch, als direkt mit dem Auto zu fahren. Als Faustregel kann man davon ausgehen, dass Trampen doppelt so lange dauert wie fahren. Ich rechne deshalb immer einen Tag (7-8 Reisestunden) für vier normale Autostunden ein. 8 Stunden trampen am Tag ist relativ entspannt und du wirst danach nicht allzu fertig sein - außerdem hast du Zeit, die Orte, die du durchquerst, wirklich zu genießen. Wenn du trotzdem lieber schneller oder noch langsamer reisen möchtest, kannst du diese Regel dementsprechend abändern.

Wie schon gesagt ist es ein nicht zu vernachlässigender Zeitverlust, einen ganzen Tag für vier Wegstunden aufzuwenden. Daher sollte dein erster Planungsschritt sich darauf beziehen, dich über mögliche Alternativen zu informieren. Schau nach, in wie vielen Stunden du dein Ziel auf direktem Wege mit dem Auto erreichen könntest, teil diese Zahl durch vier, um die Anzahl deiner Reisetage zu ermitteln, und berechne demnach die Kosten für Unterkunft und Verpflegung auf der Reise. Diese Kosten kannst du dann mit dem Preis eines Bus-, Zug- oder Flugtickets vergleichen. Wenn es keinen großen Unterschied gibt, solltest du bedenken, dass Trampen eine hochwertige Reiseerfahrung ist, während eine Bus-, Zug- oder Flugreise wahrscheinlich eher langweilig ausfällt.

Wenn es dir nach wie vor lohnend erscheint, zu trampen, kannst du damit anfangen, deine Reiseroute zu planen. Ein Prinzip des Reisens per Anhalter ist, dass es am einfachsten ist, am Stadtrand mitgenommen zu werden. Allerdings wird man auch oft am falschen Ende der Stadt abgesetzt (wo dein Fahrer oder deine Fahrerin seine oder ihre Reise beendet), was bedeutet, dass du zuerst irgendwie ans andere Ende der Stadt gelangen musst, um deine Reise fortzusetzen. Das bedeutet, dass große Städte leichter zu erreichen sind, aber auch mehr Zeit für ihre Durchquerung draufgeht.

Daraus folgen zwei Hauptstrategien, wenn es ums Trampen geht:

  1. Trampe auf schnellen Straßen zwischen großen Städten
  2. Trampe auf kleineren Straßen und von Dorf zu Dorf um große Städte herum.

Sich von Großstadt zu Großstadt zu bewegen ist gut, um große Distanzen abzudecken. Du hast größere Chancen, weiter mitgenommen zu werden, und schnellere Straßen bedeuten auch, dass du weniger Zeit in Fahrzeugen verbringst. Andererseits kann es aber auch psychologisch anspruchsvoller sein, denn je schneller der Verkehr, desto gefährlicher das Warten auf einen Anhalter – und desto höher die Verbindlichkeit: Auf der Autobahn kannst du nicht einfach jeder Zeit aussteigen. Zu großen Landstraßen oder Autobahnen zu gelangen, kann vergleichsweise schwierig sein, dafür ist es dann umso einfacher, von Raststätte zu Raststätte zu trampen.

Durch Hauptstädte zu trampen ist in den wenigsten Fällen empfehlenswert – sie sind so groß, dass es eine Menge Zeit und Geld kostet, auf die andere Seite zu gelangen, und es ist leichter, schneller und billiger, einen Bogen darum herum zu machen.

Von Kleinstadt zu Kleinstadt zu reisen ist deutlich entspannter, und du bekommst viel mehr schöne Landschaften zu sehen. Du wirst aber auch kürzere Strecken auf indirekteren Wegen und langsameren Straßen zurücklegen, was für die gleiche Strecke deutlich mehr Zeit in Anspruch nimmt. Wenn du es nicht eilig hast oder nur eine kurze Strecke zurücklegen willst, macht es jedoch viel mehr Spaß. Geeignete Stellen zum Trampen liegen näher beieinander und sind leichter zu finden. Von einem Ende des Dorfes zum anderen zu laufen dauert vielleicht eine halbe Stunde, und du kannst dich unterwegs in ein Café setzten und dich kurz ausruhen. Es ist immer wieder schön, mehr Zeit in Feldern und Wäldern zu verbringen als auf schmutzigen Hauptstraßen.

Der Planungsprozess verläuft gleich, egal für welche Route du dich entscheidest. Zuerst musst du die größeren Straßen finden, die du benutzen möchtest, und außerdem die Dörfer und Städte, die du passieren wirst. Such nach der einfachsten Route von deiner Position zu deinem Ziel – nicht zwingend der kürzesten. Von einem beliebten Ort zum anderen zu reisen ist meistens einfacher, als den direkten Weg zu nehmen.

Wenn Du erst unterwegs bist, ist es von Vorteil, jeweils so lange wie möglich in einem Auto unterwegs zu sein, weil du dann weniger Zeit damit verbringst, auf neue Mitfahrgelegenheiten zu warten oder Siedlungen zu durchqueren. Wenn dein Ziel oder dein Ausgangspunkt eher abgelegen ist, lohnt es sich, sich über den öffentlichen Nahverkehr zur nächstgrößeren Stadt zu informieren.

Routenplanung; Beispiel

Dies ist ein Beispiel davon, wie ich meine Reise von Manchester, Tennessee nach Boulder, Colorado geplant habe. Als erstes habe ich mithilfe von Google Maps die schnellste direkte Route per Auto herausgefunden. Daraus folgte eine Reisezeit von etwa achtzehn Stunden, also plante ich fünf Tage zum Trampen ein. Da ich ein Zelt besaß und es mir nichts ausmachte, die Nächte draußen zu verbringen, rechnete ich 0$ für die Unterkunft ein. Ich war mir unsicher, wieviel meine Freundin und ich für Lebensmittel ausgeben würden, aber die Alternativen waren der Greyhound Bus (175$ pro Person) oder zu fliegen (230$ pro Person), also würden wir auf jeden Fall Geld sparen, solange wir weniger als 75$ pro Tag für Lebensmittel ausgaben. Das erschien mir sehr wahrscheinlich.

Als nächstes schaute ich mir an, welche Straßen wir nehmen mussten. Das Amerikanische Interstate System ist für solche Reisen perfekt geeignet – Wir mussten einfach die I24 Richtung Norden nehmen, dann die I64, dann I70 Richtung Westen. Drei Straßen für eine Reise von 2000km – viel leichter geht es nicht. Als nächstes identifizierte ich die Großstädte, die wir passieren würden. Diese waren: Nashville, St. Louis, Kansas City und Denver. Auch das waren gute Neuigkeiten: Mit nur vier größeren Städten auf unserer Strecke würde auch ein Großteil des Verkehrs längere Strecken zurücklegen. Je mehr Städte man durchquert, desto mehr Zeit wird man wahrscheinlich auf der Straße verbringen. Wenn ich an einem Ort mit einer höheren Dichte von Städten unterwegs gewesen wäre (zum Beispiel in Europa), hätte ich nach Städten und Dörfern in der Nähe meiner Route gesucht, zu denen ich im Notfall hätte ausweichen können. Das war für diese Reise aber nicht nötig.

Ich schaute dann nach, welche die meistbefahrene Straße von meinem Ausgangspunkt zur I24 Richtung Norden war. Dort würde ich dann eine Gute Stelle zum Trampen suchen. Weil wir von einem großen Festival aus aufbrachen, hoffte ich drei Dinge: Dass zumindest eine Handvoll Leute den ganzen Weg von Tennessee nach Colorado fahren würden, dass diese Leute dieselbe Strecke fahren würden, und dass es sehr wahrscheinlich wäre, dass sie mich mitnehmen. In der Psychologie bezieht sich der Begriff „Zuschauereffekt“ auf die Tendenz von Menschen, nicht zu handeln, wenn sie der Meinung sind, dass Andere in der Nähe sind, die ebenfalls handeln könnten. So könnte es zum Beispiel relativ viele Zeugen für ein Verbrechen geben – und trotzdem ruft niemand die Polizei, weil jede Person erwartet, dass das jemand anderes tut. Der „Zuschauereffekt“ funktioniert auch umgekehrt: Menschen handeln viel eher, wenn sie der Meinung sind, dass sie die Einzigen sind, die das tun werden. Deshalb wurde mein ehrgeiziger Plan A, die ganze Strecke in einem zurückzulegen. Falls das nicht funktionierte, würde ich versuchen, bis St. Louis zu kommen, und wenn auch das schiefging, zumindest bis Nashville.

Als ich meine Route geplant hatte, recherchierte ich, inwiefern das Trampen in den Staaten, die ich passieren würde (Tennessee, Kentucky, Missouri, Kansas und Colorado) legal war, sodass ich vorbereitet war, falls ich es mit der Polizei zu tun bekam. Ich schaute auch nach, wo 24h-Walmarts (Supermärkte) auf der Route lagen, weil sie sich normalerweise nahe an großen Straßen befinden und man auf den Parkplätzen übernachten darf.

Man muss sich viel weniger Gedanken machen, wenn man eine Reise plant, die Kürzer als vier Autostunden ist, aber man durchläuft trotzdem denselben Prozess.

  1. Rechne aus, wie lange die Reise dauern wird (4 Autostunden direkt = ein Tag per Anhalter)
  2. Rechne aus, wie viel dich das Trampen kosten wird und vergleiche das mit deinen Alternativen
  3. Entscheide dich, ob du schnelle Straßen zwischen großen Städten oder langsamere Straßen zwischen kleinere Ortschaften nehmen möchtest
  4. Identifiziere, welche Straßen genau du nehmen wirst
  5. Schaue nach, welche die größten Städte und Ortschaften entlang deiner Route sind, und vielleicht ein paar Optionen hinsichtlich Unterkunft, Verpflegung und ÖPNV. Informiere dich über die Gesetze bezüglich des Reisens per Anhalter.
  6. Schaue nach, an welcher Straße dein Ausgangspunkt liegt

Wenn Du Zugang zum Internet hast, kannst du http://www.hitchwiki.org benutzen, um deine Reise zu planen. Auf dieser Seite gibt es unzählige Informationen zum Thema Trampen. Am allernützlichsten finde ich die Hinweise auf gute Spots. Es gibt eine interaktive Karte mit Empfehlungen von anderen Usern, die sowohl die guten als auch besonders schlechte Ausgangspunkte für viele Städte auf der ganzen Welt zeigt.

Es ist wichtig, nicht zu viel zu planen, wenn man per Anhalter reist. Es ist relativ wahrscheinlich, dass du von deiner ursprünglichen Route abweichen wirst, und damit musst du dich abfinden. Eine Straßenkarte ist äußerst hilfreich, genauso wie ein Handy mit GPS, aber keines von beiden ist absolut notwendig. Wenn du nicht mehr weißt, wo du bist, kannst du einfach auf das Wissen der Menschen zurückgreifen, die dir anbieten, dich mitzunehmen. Solange du also weißt, welche größeren Straßen und Städte auf deiner Route liegen, kannst du einfach sagen: „Ich möchte nach X“ und man wird dir sagen, ob du in der richtigen Richtung unterwegs bist oder nicht. Wenn du an einem schlechten Ausgangspunkt bist, passiert es sogar sehr häufig, dass dich jemand zu einem besseren fährt.

Du musst nicht bis ins kleinste Detail wissen, wo du essen oder schlafen wirst. Wenn du sowieso das Gesetz missachten willst, ist es vielleicht besser, gar nicht erst allzuviel darüber zu wissen (ich habe lieber zumindest eine Ahnung). Letztendlich musst du nur genug über deine Reise wissen, um erfolgreich improvisieren zu können. Freunde dich damit an, dass du nichts Spezifisches planen kannst.

Es wird ein Abenteuer!

Written by
Chris Drifte
Chris Drifte
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Translated by
Lena Kraus
Lena Kraus
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Lena is a writer, editor, and literary translator with connections to Germany, Cornwall and Norway. She lives by the North Sea in Scotland, where she is working on her first novel. She is the founder and Editor-in-Chief of Hillfire Press and the Managing Director of The Selkie. Her writing has been published in Riptide Journal, From Arthur’s Seat and in the Together Anthology. When she is not at her desk, she can usually be found paddling to the Bass Rock and back.